Sechzehn Aktionstage lang wollen adventistische Frauen daran erinnern, dass Gewalt und Missbrauch beendet werden müssen, so Dagmar Dorn, Leiterin der Abteilung Frauen der teilkontinentalen Kirchenleitung der Siebenten-Tags-Adventisten in West- und Südeuropa (Intereuropäische Division/EUD). Der gestrige „Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ (25.11.) bilde dabei den Auftakt zu einer internationalen Kampagne, die bis zum 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte der Vereinten Nationen, laufe.
Initiative enditnow®
Dorn verweist aus Anlass des Tages auf die weltweite Initiative enditnow®, die 2009 von der Frauenabteilung der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten und der Hilfsorganisation ADRA ins Leben gerufen wurde und inzwischen von allen Abteilungen der Kirche unterstützt werde. enditnow® rufe dazu auf, dass Gewalt gegen Frauen und Mädchen weltweit endgültig beendet werde. Außerdem solle die Position der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten zu Gewalt gegenüber Frauen bekannt gemacht werden. Die Kampagne möchte Menschen weltweit sensibilisieren, mobilisieren und andere Initiativen dazu einladen, diesem globalen Problem entgegenzutreten.
Jede dritte Frau weltweit von Gewalt betroffen
Heute habe weltweit jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben in irgendeiner Form Gewalt erfahren. Viele litten unter häuslicher Gewalt, Vergewaltigung, sexueller Belästigung, Belästigung am Arbeitsplatz, digitaler Belästigung, Hassreden, psychologischem Missbrauch, Stalking, Mobbing, Kinderheirat, weiblicher Genitalverstümmelung, Ehrenmorden und Femiziden. Diese und andere Praktiken seien grausam und deshalb völlig inakzeptabel. Die Orange Day und UNiTE-Kampagne wollen deshalb auf das Problem aufmerksam machen und zur Beendigung beitragen. „Wir müssen zugeben, dass es Gewalt gibt und dass sie beendet werden muss. Lasst uns unsere Welt orangefarben gestalten, damit Frauen ohne Angst vor Gewalt und Missbrauch leben können!“
Orange gegen Gewalt
Hannele Ottschofski, adventistische Bloggerin, ergänzt: „Da die Initiative „Orange the World“ zu einer weltweiten Bewegung geworden ist, bei der Menschen Fotos ihrer Aktionen in Orange im Internet posten, wächst das Bewusstsein, dass Gewalt nicht in Ordnung sei.“ Immer mehr Menschen meldeten sich zu Wort, darunter Regierungs- und Staatschefs, die neue Initiativen ankündigten und bestehende unterstützten. So habe Bundeskanzlerin Angela Merkel am 23.11.2020 auf eine nationale Telefon-Hotline für Gewaltopfer 08000 116 016 und eine Online-Initiative https://staerker-als-gewalt.de/ sowie auf mehr Mittel für Beratungsstellen und Frauenhäuser verwiesen.
Unter der Leitung des UN-Generalsekretärs António Guterres riefen die Vereinten Nationen zur Unterstützung der UNiTE-Kampagne auf, um Gewalt gegen Frauen bis 2030 zu beenden, indem das Bewusstsein gestärkt und die Kräfte gebündelt werden, um Wissen und Innovationen zu teilen.
Missbrauch und Elternschaft
Dorn hatte kürzlich im Rahmen einer Weiterbildung für Hebammen mehr über die Auswirkungen von Frauen mit Gewalterfahrung auf ihre Schwangerschaft und den Geburtsvorgang erfahren.
„Sexuelle Gewalt hat einen großen Einfluss auf Schwangerschaft, Geburt und die Mutter-Kind-Bindung. Die bewusste Erinnerung einer Betroffenen an ihren Missbrauch ist oft teilweise oder vollständig blockiert, was auf die Dissoziation (Abspaltung) während des Missbrauchs als eine Art Schutzmechanismus zurückzuführen ist, wenn das Trauma zu schrecklich ist, um es zu verarbeiten.“
Blockierte Erinnerungen tendierten dazu, unter Umständen von emotionalem oder physischem Stress oder in besonderen Lebensphasen, wie Schwangerschaft, Geburt und Elternschaft, einschließlich Stillen, an die Oberfläche zu kommen.
Aufklärung und Prävention notwendig
Es sei deshalb wichtig, dass Gewalt als Gesundheitsrisiko erkannt werde und dass das medizinische Personal darin geschult werde, die Prävalenz und die Auswirkungen von Gewalt und Trauma zu berücksichtigen. Mütter (und Väter), die Gewalt erlebt haben, hätten ein höheres Risiko, ihre eigenen Kinder zu misshandeln. Deshalb könnten Aufklärung und Prävention die weitreichenden Folgen von Gewalt im Hinblick auf die nächsten Generationen mildern.
(Quelle: APD)