Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerkes der Vereinten Nationen (UNHCR) waren weltweit zum Jahresende 2017 annähernd 68,5 Millionen Menschen auf der Flucht. 30 Millionen von ihnen waren Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen Anstieg von fast fünf Prozent. Die Fluchtursachen sind vor allem Kriege, Gewalt, Hungersnöte und Dürren. Fast 70 Prozent der Flüchtlinge stammen aus Syrien, Afghanistan, dem Südsudan, Myanmar und Somalia.
Etwa ein Zehntel der Geflüchteten beantragten im Jahr 2017 in den Ländern der Europäischen Union Asyl, was einer Halbierung der Anträge im Vergleich zum Jahr 2016 entspricht. Die meisten Menschen sind im eigenen Land auf der Flucht oder flüchten in Nachbarländer, die selbst teils bitterarm sind oder nur über niedrige bis mittlere Einkommen verfügen. Entsprechend gering ist die Wahrnehmung dieser Schicksale in den deutschen Medien.
Angesichts dieser bitteren Tatsache erweist sich der aktuelle Streit innerhalb der (noch)Union über die europäische Flüchtlingspolitik und dem Seehoferschen „Masterplan Migration“ als aberwitzig und würdelos. Tatsächlich wichtig ist doch die Frage, was reiche Staaten, wie die meisten Mitgliedsländer der Europäischen Union, tun, um das Elend und Sterben da zu verhindern, wo wirklich leidende Menschen keine einflussreichen Fürsprecher haben. Viele der in Europa Ankommenden sind auf der Suche nach einem besseren Leben im Wohlstand. Diese Sehnsucht ist sowohl legitim als auch berechtigt und mag im politischen Interesse der Aufnahmeländer liegen. Es darf aber den Blick für die nicht getrübt werden, die sich eine teure Flucht einfach nicht „leisten“ können.
Der strategisch durchorganisierte Flüchtlingstransfer nach Europa ist zu einem großen Geschäft geworden, an dem viele mit verdienen wollen. Die EU-Bürokratie rechtfertigt immer neue Ausgaben in Milliardenhöhe für die wenigen Menschen, die hier ankommen und integriert werden sollen. Ein fairer Umgang mit allen, die Hilfe brauchen ist ein unumstößliches Menschenrecht. Ebenso fair muss allerdings auch mit denen umgegangen werden, die diese Hilfe durch ihren Fleiß und ihre tägliche Arbeit als redlich Steuerzahlende erst ermöglichen.
Kann der diesjährige Weltflüchtlingstag die Augen öffnen, für die Menschen, die fliehen mussten und auf der Suche nach Heimat sind, in einer Kultur, die ihnen vertraut ist? Das erfordert, die Ausbeutung armer Länder zu stoppen, Waffenlieferungen in Konfliktregionen einzustellen und außenpolitische Interessen hinten anzustellen. Die Milliarden Euros, die in Europa verpulvert werden, sollten gezielt in Bildungs-, Ernährungs- und Gesundheitsprojekten eingesetzt werden, mit minimalem administrativen Aufwand zur Verbesserung der Lebensqualität der Menschen. Nur so lassen sich dauerhaft Fluchtursachen vermeiden.